Jahresbericht 2021 Leistungssport

Das Sportjahr 2021 stand schon wie das Vorjahr im Zeichen der Pandemie. Einschränkungen im Trainings- und Wettkampfbereich trafen besonders die jüngeren Altersklassen. Für die Topathleten ging es in den Endspurt der Qualifikation für die Olympischen Spiele.

Europameisterschaften der Senioren in Lissabon

Bei den Europameisterschaften im April stellte der NWJV insgesamt vier Starter und zwei Starterinnen:
-63 kg: Nadja Bazynski (TSV Bayer 04 Leverkusen)
+78 kg: Samira Bouizgarne (1. JC Mönchengladbach)
-73 kg: Anthony Zingg (TSV Bayer 04 Leverkusen)
-90 kg: Martin Matijaas (JC 71 Düsseldorf)
-90 kg: Falk Petersilka (1. Godesberger JC)
+100 kg: Jonas Schreiber (SUA Witten)

Ruhr Games in Bochum

Im Juni organisierte der NWJV im Bochumer Ruhstadion die Ruhr-Games. Es war das erste Turnier auf Bundesebene für die U 18 nach über einem Jahr. Über vier Tage lieferten sich die Nachwuchsathleten aus ganz Deutschland spannende Kämpfe auf der Matte. Am Ende sicherte sich der NWJV den Sieg im Medaillenspiegel.

Erste Plätze erkämpften sich:
-44 kg: Helen Habib (JC 66 Bottrop)
-70 kg: Ronja Buddenkotte (JC 66 Bottrop)
+78 kg: Franziska Will (Judoka Rauxel)
-50 kg: Maxim Taran (JC Hennef)
-60 kg: Lino Andrea Dello Russo (SSF Bonn)

Zusätzlich erkämpften sich die NWJV-Athleten und Athletinnen noch eine Vielzahl weiterer Medaillen und Platzierungen und sicherten sich den ersten Platz im Medaillenspiegel.

Parallel zu den Ruhr Games starteten die Weltmeisterschaften der Senioren in Budapest. Am ersten Tag kämpfte sich Moritz Plafky vom JC Hennef in der Klasse bis 60 kg bis in das Achtelfinale vor. Karl-Richard Frey (-100 kg) siegte in Runde eins vorzeitig, musste sich jedoch in der zweiten Runde geschlagen geben und schied aus dem Wettbewerb aus.

Nominierung zu den Olympischen Spielen in Tokio

Mitte Juni gab der Deutsche Judo-Bund die Nominierung für die Olympischen Spiele in Tokio bekannt. Mit Moritz Plafky -60 kg vom JC Hennef, Karl-Richard Frey -100 kg (TSV Bayer 04 Leverkusen) und seinem Bruder Johannes Frey vom JC 71 Düsseldorf in der Klasse +100 kg konnte der NWJV drei Starter stellen.

EC U 18 Teplice

Am 3. und 4. Juli fand der European Cup U 18 im tschechischen Teplice statt. Zum ersten Mal nach der langen Corona-Pause waren auch sechs Athleten aus Nordrhein-Westfalen dabei. Unter einem strengen COVID-Protokoll fuhren die vier weiblichen und drei männlichen Judoka in die Tschechische Republik. Mathilda Sophie Niemeyer vom 1.JJJ Hattingen kämpfe sich bis in das Finale der Klasse bis 70 kg vor. Trotz guter Leistung musste sie sich hier geschlagen geben. Mit Platz fünf für Helen Habib -44 kg und Platz sieben für Ronja Buddenkotte -70 (beide vom JC 66 Bottrop) gab es zwar keine Medaillen, aber beide zeigten nach der langen Wettkampfpause gute Leistungen. Alle anderen NWJV-Kämpfer und Kämpferinnen konnten sich leider nicht weiter vorne platzieren.

Olympische Spiele in Tokio

Vom 24.-31.07. fanden die Judowettkämpfe bei den Olympischen Spielen in Tokio statt.
Am ersten Tag der olympischen Judo-Wettkämpfe musste sich NWJV-Starter Moritz Plafky vom JC Hennef in der ersten Runde der Klasse bis 60 kg nach langem Kampf gegen den EM-Dritten Jorre Verstraeten aus Belgien geschlagen geben und das frühe Aus hinnehmen. Plafky, 29. der Weltrangliste, lieferte gegen den 15. der Weltrangliste einen offenen Schlagabtausch und zeigte erneut, dass er zu den besten Superleichtgewichtlern der Welt gehört. In der regulären Kampfzeit konnte keiner der beiden Kämpfer eine Wertung erzielen und es ging in die Golden-Score-Verlängerung. Die Entscheidung fiel erst nach weiteren 4:02 Minuten, als dem Belgier durch Uchi-mata die entscheidende Wazaari-Wertung gelang.

Karl-Richard Frey vom TSV Bayer 04 Leverkusen hat am sechsten Tag der olympischen Judo-Wettkämpfe in Tokio in der Klasse bis 100 kg einen siebten Platz erkämpft. In der Trostrunde ging der 30-jährige NWJV-Athlet gegen den Russen Niiaz Iliasov, Vizeweltmeister von 2019, offensiv in den Kampf, musste aber einen Wazaari-Rückstand hinnehmen, den er am Ende nicht mehr aufholen konnte. Bereits in der Vorrunde zeigte er sich an diesem Tag in starker Verfassung und besiegte zunächst nach 4:50 Minuten Mikita Sviryd aus Weißrussland durch Juji-gatame. Auch gegen den WM-Fünften Michael Korrel aus den Niederlanden musste er in die Verlängerung und gewann nach 27 Sekunden im Golden Score mit Wazaari-Wertung für Sumi-otoshi. Der Südkoreaner Guham Cho aus Südkorea, Weltmeister von 2018, erwies sich im Viertelfinale als harter Gegner. In einem Kampf auf Augenhöhe fiel die Entscheidung erneut erst in der Verlängerung. Nach 91 Sekunden nutzte Cho einen Ansatz von Frey, konterte diesen erfolgreich und erhielt eine Wazaari-Wertung.

Am Abschlusstag der Einzelwettkämpfe bei den olympischen Judo-Wettkämpfen in Tokio unterlag Johannes Frey vom JC 71 Düsseldorf bereits in seinem Auftaktkampf der Klasse über 100 kg gegen Javad Mahjoub vom internationalen Flüchtlingsteam. Der 24-jährige NWJV-Kämpfer hielt den Kampf bis kurz vor dem Ende offen und attackierte seinen Kontrahenten mit Seoi-nage-Ansätzen. Zwei Sekunden vor Kampfende konterte Mahjoub den Ansatz von Frey und erhielt die entscheidende Wazaari-Wertung.

Bronze im Mixed-Team

Mit einer eindrucksvollen Leistung erkämpfte sich die Mannschaft des Deutschen Judo-Bundes (DJB) am Abschlusstag der Judo-Wettkämpfe in Tokio Bronze im Mixed-Team-Wettbewerb. Mit einem 4:2-Sieg setzten sich die DJB-Judokas im "kleinen Finale" nach einer spannenden Begegnung gegen die Niederlande durch. Giovanna Scoccimarro unterlag zum Auftakt gegen Sanne van Dijke. Den Ausgleich erzielte Dominic Ressel gegen Noel van T End. Anna-Maria Wagner brachte das deutsche Team gegen Guusje Steenhuis mit 2:1 in Führung. Henk Grol glich für die Niederländer gegen Karl-Richard Frey wieder aus. Theresa Stoll holte in der Golden-Score-Verlängerung gegen Sanne Verhagen den Punkt zum 3:2. Auch Sebastian Seidl musste gegen Tornike Tsjakadoea in die Verlängerung, gewann am Ende nach Bestrafungen und machte den 4:2-Erfolg und den Gewinn der Bronzemedaille perfekt. "Wir haben heute Geschichte geschrieben. Beim ersten Mixed-Team-Wettbewerb haben wir Bronze geholt. Wir hätten fast Japan geschlagen. Wir haben es allen gezeigt, was wir drauf haben", kommentierte Karl-Richard Frey den Medaillengewinn im Anschluss an das Finale im Fernsehinterview.

Mit einem glatten 4:0-Sieg gegen das internationale Flüchtlingsteam waren die deutschen Athletinnen und Athleten in den Mannschaftswettbewerb gestartet. Johannes Frey, Theresa Stoll, Igor Wandtke und Martyna Trajdos erkämpften die Punkte. Im Viertelfinale gegen Japan brachten Theresa Stoll (gegen Olympiasiegerin Uta Abe) und Igor Wandtke (gegen Olympiasieger Shohei Ono) die deutsche Mannschaft sensationell mit 2:0 in Führung. Giovanna Scoccimarro, Eduard Trippel, Jasmin Grabowski und Johannes Frey konnten anschließend nicht punkten, so dass es am Ende eine achtbare 2:4-Niederlage gegen den haushohen Favoriten, der fünf Olympiasieger aufgeboten hatte, gab. Nach einem überzeugenden Trostrundensieg mit 4:2 gegen die Mongolei erreichten die Judokas der Bundestrainer Claudiu Pusa und Richard Trautmann den Einzug in das "kleine Finale". Gegen die Mongolei erzielten Giovanna Scoccimarro, Jasmin Grabowski, Johannes Frey und Theresa Stoll die Punkte.

Der Mixed-Team-Wettbewerb gehört in Tokio zum ersten Mal zum olympischen Programm. Im Finale gelang Frankreich mit einem 4:1-Sieg gegen Japan die große Überraschung. Die zweite Bronzemedaille gewann Israel durch einen 4:1-Erfolg gegen Russland.

Europameisterschaften der U 18 in Riga

Am ersten Tag der U 18-Europameisterschaften im lettischen Riga gab es auch die erste Medaille für eine NWJV-Judoka. In der Gewichtsklasse bis 44 kg erwischte Helen Habib einen Bilderbuchstart. Gegen Lavinia Balan aus Rumänien konnte die Kämpferin des JC 66 Bottrop bereits nach einer halben Minute den Kampf mit einem Juji-gatame (Leistenstreckhebel) beenden. Im zweiten Kampf gegen die Schwedin Tara Babulfath war der Kampf ausgeglichen. Erst nach anderthalb Minuten im Golden Score unterlag Habib mit drei Shido. Da die schwedische Kämpferin Poolsiegerin wurde, konnte die Gewinnerin der RUHR GAMES 21 in der Trostrunde weiterkämpfen. Gegen Morgane Annis aus Frankreich ließ sie nichts anbrennen und warf bereits nach einer halben Minute Ippon mit Tai-otoshi. Im Kampf um den Einzug ins "Kleine Finale" war Leyla Damirova (Aserbaidschan) ihre Gegnerin. Auch hier ging die Bottroperin konzentriert in den Kampf und blieb ebenfalls nach einer Minute mit einem Sankaku-gatame siegreich. Im Finalblock ging es dann gegen die türkische Kämpferin Zeynep Sarikaya um Bronze. Nach der Hälfte der Kampfzeit konnte Habib wieder mit einem Juji-gatame die Gegnerin zur Aufgabe zwingen und holte sich die Bronzemedaille.

Ebenfalls auf der Matte war Lino Dello Russo vom SSF Bonn (bis 60 kg), der aber gegen den Polen Ignasiak unterlag und ausschied. Am zweiten Tag der U 18-Europameisterschaften im lettischen Riga waren die mittleren Gewichtsklassen auf der Matte. NWJV-Kämpfer Arthur Akopjan vom TSV Hertha Walheim unterlag leider in seinem ersten Kampf und schied aus.

Am letzten Tag der U 18-Europameisterschaften im lettischen Riga war es für die schwereren Gewichtsklassen so weit. Dabei traten zwei NWJV-Athletinnen in der Gewichtsklasse bis 70 kg an: Mathilda-Sophie Niemeyer vom 1. JJJC Hattingen und Ronja Buddenkotte vom JC 66 Bottrop. Beide konnten ihre Erstrundenkämpfe gewinnen, Buddenkotte gegen Polina Ludina aus Russland und die Hattingerin gegen die Lokalmatarorin Kristiana Jurkevica aus Lettland. In Runde zwei musste sich Niemeyer dann gegen Nikolett Sagi (Ungarn) mit drei Shido geschlagen geben und schied aus. Eva Ronja Buddenkotte hingegen konnte sich gegen die an Nummer eins gesetzte Polin Aleksandra Kowalewska bereits nach einer Minute mit Ippon durchsetzen. Im Viertelfinale war Tais Pina aus Portugal die Gegnerin von der sehr fokussiert auftretenden Kämpferin aus Bottrop. Nach drei Minuten konnte sie den Kampf nach zwei Wazaari-Wertungen (beide für Ura-nage) siegreich beenden. Auch im Halbfinale kämpfte sie konzentriert und konnte bereits nach 40 Sekunden mit einem Laufwürger Alisa Videneieva (Ukraine) zur Aufgabe zwingen. Im Finale war Yelizaveta Lytvynenko, die Nummer drei der Weltrangliste, dann leider zu stark. Nach 40 Sekunden konnte die Ukrainerin den Kampf mit der zweiten Wazaari-Wertung beenden.

So konnte die kurzfristig nachgerückte NWJV-Kämpferin die U 18-Europameisterschaften mit der Silbermedaille krönen. Mit der Bronzemedaille von Helen Habib (bis 44 kg) und der Silbermedaille von Ronja Buddenkotte (bis 70 kg) eine gute Bilanz der weiblichen NWJV-Judokas.

Deutsche Meisterschaften der Männer und Frauen in Stuttgart

Zu einem ungewohnten Zeitpunkt fanden die Deutschen Meisterschaften der Senioren in Stuttgart statt. Der NWJV konnte sich bei dieser Meisterschaft sehr gut in Szene setzen. Insgesamt erkämpften die Athletinnen und Athleten aus NRW einmal Gold, dreimal Silber und neun Bronzemedaillen. Hinzu kamen noch sieben fünfte und fünf siebte Plätze.  

Deutsche Meisterschaften U 18 und U 21

Ebenfalls erfolgreich setzten sich die Nachwuchsjukoka bei den Deutschen Meisterschaften der U 21 in Frankfurt/Oder und der U 18 in Leipzig in Szene. Derr U 21 gingen zwei Gold-, vier Silber und fünf Bronzemedaillen an den NWJV. Hinzu kamen noch vier fünfte und sechs siebte Plätze für die Judoka aus Nordrhein-Westfalen, die damit auf Platz drei im Medaillenspiegel landeten. In Leipzig fanden die Wettkämpfe der U 18 statt. Nach zwei intensiven Tagen hatten die NRW-Judoka mit fünf Goldmedaillen, einer Silbermedaille und vier Bronzemedaillen den ersten Platz im Medaillenspiegel erkämpft.

Weltmeisterschaften der Junioren in Olbia

Alexe Wagemaker vom JC 71 Düsseldorf und Jano Rübo vom SSF Bonn gingen bei den Weltmeisterschaften der Frauen und Männer unter 21 Jahren in Olbia (Italien) an den Start. Alexe Wagemaker startete bis vor kurzer Zeit noch für die Niederlande. 2019 gewann sie bei den U 18-Weltmeisterschaften in Almaty Bronze. Jano Rübo ist zweifacher Deutscher Jugendmeister und belegte vor dreieinhalb Wochen bei den Junioren-Europameisterschaften in Luxemburg einen fünften Platz. Alexe Wagemaker startete in Olbia in der Klasse bis 57 kg in Runde zwei mit einem vorzeitigen Sieg durch Juji-gatame gegen Hasret Bozkurt aus der Türkei in den Wettbewerb. Ausgeglichen verlief die Begegnung im Achtelfinale gegen Veronica Toniolo aus Italien. Nach vier Minuten ging es in die Verlängerung. Hier konnte die Italienerin nach 24 Sekunden die entscheidende Wazaari-Wertung erzielen und Wagemaker war damit aus dem Wettbewerb ausgeschieden.

Jano Rübo musste sich bereits in der ersten Runde der Klasse bis 73 kg gegen Arun Kumar aus Indien geschlagen geben. In der Golden-Score-Verlängerung unterlag der EM-Fünfte nach Bestrafungen.Am Abschlusstag der Junioren-Weltmeisterschaften im italienischen Olbia erkämpfte die deutsche Mannschaft im Mixed-Team-Wettbewerb eine Bronzemedaille. Im deutschen Team standen auch die NWJV-Judokas Alexe Wagemaker vom JC 71 Düsseldorf (bis 57 kg) und Jano Rübo vom SSF Bonn (bis 73 kg) auf der Matte.

Neben den erwähnten Turnieren fanden noch zahlreiche weitere Turniere auf internationaler Ebene statt, bei denen sich die Kämpfer und Kämpferinnen aus Nordrhein-Westfalen Medaillen und Platzierungen erkämpfen konnten.

Neben den vielen Turnieren war für alle Beteiligten die Tatsache, dass auch in den Vereinen und Stützpunkten unter Auflage wieder Training für alle Altersklassen angeboten werden konnte.

Einige Veränderungen gab es noch im Trainerbereich. Andreas Tölzer hat den NWJV zum 31.12.2021 verlassen und ist nun Bundestrainer der männlich U 21. Neu im Trainerteam ist Jens Malewany, der für die Altersklasse U 15 zuständig ist. Damit stellt sich die Trainerstruktur wie folgt dar:

Altersklasse U 15: Jens Malewany
Altersklasse U 18 männlich: Jan Tefett
Altersklasse U 18 weiblich: Frank Urban (leitender Landestrainer)
Altersklasse U 21 männlich: Eduard Matijaas
Altersklasse U 21 weiblich: Kansetzu Eguchi
Frauen/Männer: Florin Petrehele

Der NWJV kann auf ein erfolgreiches Wettkampfjahr 2021 zurückblicken. Trotz aller Einschränkungen und Schwierigkeiten konnten sich die Athleten und Athletinnen aus NRW in allen Altersklassen gut in Szene setzen. Für das Jahr 2022 wünsche ich uns wieder viel Erfolg und Spaß an der Arbeit mit den tollen Sportlern.

Frank Urban