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Weihnachtsgruß des Präsidiums

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„Anstehende Aufgaben als Chance begreifen“

Liebe Judo-Familie,

in der Adventszeit merken wir immer, welch wertvolles Gut Zeit ist. Gerade der Judosport wird über das ganze Jahr mit „Zeit“, eurer Zeit, sehr reichlich beschenkt. Alle Ehrenamtlichen schenken Woche für Woche dem NWJV, den Vereinen und damit den Mitgliedern unzählige Stunden ihrer Freizeit, um Freude am Judosport weiterzugeben. Nur mit den vielen engagierten Judofreunden ist der NWJV in der Lage den Trainings- und Wettkampfbetrieb aufrecht zu halten.

Wo viele Menschen mit den unterschiedlichsten Talenten und Stärken zusammenkommen und mit einem gemeinsamen Herz für Judo freundschaftlich und respektvoll zusammenarbeiten, können schwierige Zeiten überstanden werden und Zukunftsaufgaben geplant und umgesetzt werden.

Wir danken den Vereinen für ihre kollegiale Unterstützung und die hervorragende Umsetzung von Projekten, wie Online-Training und Online-Gürtelprüfungen, Ausrichtung von Wettkämpfen unter Coronabedingungen und vieles mehr. In schwierigen Zeiten ist es weise, eng zusammenzurücken und sich gegenseitig zu helfen. Der Solidaritätsgedanke in unserer „Judo-Familie“ wird insbesondere im Jahr 2021 von größter Bedeutung sein. Solidarität ist aus unserer Sicht die aufrichtige und zielführende Zusammenarbeit zwischen Verband und Vereinen. Die ist immer dann erfolgreich, wenn der Verband die „Brille“ der Vereine aufsetzt und umgekehrt.

Im für uns alle herausfordernden Jahr 2020 haben wir gemeinsam großartige Projekte, wie Taiso, Sommerschule, Trainerausbildungen (Bewegt ÄLTER werden, Bewegt GESUND bleiben), Talentcamp und vieles mehr umgesetzt. Lasst uns die anstehenden Aufgaben als Chance begreifen und gemeinsam im Team nach sinnvollen Lösungen suchen. Bitte bleibt dem Judosport mit Herz und Hand verbunden.

Wir wünschen allen Judosportlern*innen, allen Ehrenamtlern*innen im Judosport, Trainern*innen, Vereinsmanagern*innen und allen Menschen die, wie auch immer mit Judo in Berührung kommen, ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest sowie Gesundheit, Glück und Zufriedenheit für das kommende Jahr. Die Weihnachtstage mögen für uns alle Zeit für Ruhe, Harmonie und Wärme im Kreise der Familie bereit halten.

Herzliche Grüße
Präsidium NWJV



Wer sich nun fragt, was es für eine Bewandtnis mit dem Foto mit der alten chinesischen Münze und dem Wollfaden hat, den lade ich ein, meine Lieblings-Weihnachtsgeschichte zu lesen.

 

Die Kupfermünze

Einmal hatte ich eine Zeitlang in China gelebt. Ich war im Frühling in Shanghai angekommen und die Hitze war mörderisch. Die Kanäle stanken zum Himmel, und immer war der ranzige, üble Geruch von Sojabohnenöl in der Luft. Ich konnte und konnte mich nicht eingewöhnen. Neben Wolkenkratzern lagen Lehmhütten, vor denen nackte Kinder im Schmutz spielten. Nachts zirpten die Zikaden im Garten und ließen mich nicht schlafen. Im Herbst kam der Taifun, und der Regen stand wie eine gläserne Wand vor den Fenstern. Ich hatte Heimweh nach Europa. Da war niemand, mit dem ich befreundet war und der sich darum kümmerte, wie es mir zumute war. Ich kam mir ganz verloren vor in diesem Meer von fremden gelben Gesichtern. Und dann kam Weihnachten. Ich wohnte bei Europäern, die chinesische Diener hatten. Der oberste von ihnen war der Koch, Ta-tse-fu, der große Herr der Küche. Er radebrechte deutsch und war der Dolmetscher zwischen mir und dem Zimmer-Kuli, dem Ofen-Kuli, dem Wäsche-Kuli und was es da eben sonst noch an Dienerschaft im Haus gab.

Am heiligen Abend, und ich saß wieder einmal verheult in meinem Zimmer, überreichte mir der Ta-tse-fu ein Geschenk. Es war eine chinesische Kupfermünze mit einem Loch in der Mitte, und durch das Loch waren viele bunte Wollfäden gezogen und dann zu einem Zopf zusammengeflochten. „Ein sehr altes Münze“, sagte der Koch feierlich. „Und die Wollfäden gehört auch dir, Wollfäden sind von mir und meine Frau und von Zimmer-Kuli und sein Schwester und von Eltern und Bruder von Ofen-Kuli – von uns allen sind die Wollfäden“.

Ich bedankte mich sehr. Es war ein merkwürdiges Geschenk – und noch viel merkwürdiger, als ich zuerst dachte. Denn als ich die Münze mit ihrem bunten Wollzopf einem Bekannten zeigte, der seit Jahrzehnten in China lebte, erklärte er mir, was es damit für eine Bewandtnis hatte: Jeder Wollfaden war eine Stunde des Glücks. Der Koch war zu seinen Freunden gegangen und hatte sie gefragt: „Willst du von dem Glück, das dir für dein Leben vorausbestimmt ist, eine Stunde des Glücks abtreten?“ Und Ofen-Kuli und Zimmer-Kuli und Wäsche-Kuli und ihre Verwandten hatten für mich, für den fremden Europäer, einen Wollfaden gegeben, als Zeichen, dass sie mir von ihrem eigenen Glück eine Stunde des Glücks schenkten. Es war ein großes Opfer, das sie brachten. Denn wenn sie auch bereit waren, auf eine Stunde ihres Glücks zu meinen Gunsten zu verzichten – es lag nicht in ihrer Macht, zu bestimmen, welche Stunde aus ihrem Leben es sein würde. Das Schicksal würde entscheiden, ob sie die Glücksstunde abtraten, in der ihnen ein reicher Verwandter sein Hab und Gut verschrieben hätte, oder ob es nur eine der vielen Stunden sein würde, in der sie glücklich bei Reiswein saßen; ob sie die Glücksstunde wegschenkten, in der das Auto , das sie sonst überfahren hätte, noch rechtzeitig bremste – oder die Stunde, in der das junge Mädchen vermählt worden wäre.

Blindlings und doch mit weit offenen Augen machten sie mir, dem Fremden, einen Teil ihres Lebens zum Geschenk.

Nun ja, die Chinesen sind abergläubisch. Aber ich habe nie wieder ein Weihnachtsgeschenk bekommen, das sich mit diesem hätte vergleichen lassen. Von diesem Tag an habe ich mich in China zu Hause gefühlt. Und die Münze mit dem bunten Wollzopf hat mich jahrelang begleitet.

Eines Tages lernte ich jemanden kennen, der war noch übler dran als ich damals in Shanghai. Und da habe ich einen Wollfaden genommen, ihn zu den anderen Fäden geknüpft und habe die Münze weitergegeben.

(Autor unbekannt)

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